Psalm 23, der Hirtenpsalm, hat viel mit modernen Glückstheorien zu tun, scheint er doch auf wichtige menschliche Grundbedürfnisse und ihre Befriedigung zu verweisen.
Das biblische Buch der Psalme (auch: Psalter; Psalme = poetische religöse Texte) beinhaltet einige eindrückliche und wirkmächtige religiöse Texte, darunter den Psalm 23, welcher oft als Hirtenpsalm bezeichnet wird. Es handelt sich sicherlich um einen der bekanntesten Texte der Bibel.
Hier der Text (nach Luther):
Psalm 23
Der HERR ist mein Hirte,
mir wird nichts mangeln.
Er weidet mich auf einer grünen Aue
und führet mich zum frischen Wasser.
Er erquicket meine Seele.
Er führet mich auf rechter Straße
um seines Namens willen.
Und ob ich schon wanderte im finstern Tal,
fürchte ich kein Unglück;
denn du bist bei mir,
dein Stecken und Stab trösten mich.
Du bereitest vor mir einen Tisch
im Angesicht meiner Feinde.
Du salbest mein Haupt mit Öl
und schenkest mir voll ein.
Gutes und Barmherzigkeit
werden mir folgen mein Leben lang,
und ich werde bleiben
im Hause des HERRN immerdar.
Viele Menschen berichten, tief von diesen Zeilen ergriffen zu sein. Bei manchen lösen sie ein starkes Gefühl von Sicherheit und Geborgenheit aus, von Vertrauen und Zuversicht.
Wie kommt das?
Der Bezug des Psalms 23 zu Grundbedürfnissen
Unabhängig von seiner religiösen bzw. theologischen Bedeutung scheint er auch überkonfessionell eine perfekte Veranschaulichung der in diesem Blog immer wieder vertretenen These zu sein, dass Glück wesentlich etwas mit der hinreichenden Befriedigung menschlicher Grundbedürfnisse zu tun hat.
Schauen wir uns diese These im Kontext des Psalms 23 an.
Dort wird mit der Hirtenmetapher (bzw. der gute Hirte) gleich zu Beginn eine Instanz eingeführt, welche fürsorglich-zugewandt-wohlwollend zu sein scheint und somit u. a. das Bedürfnis nach Versorgtwerden befriedigt (so die Hoffnung).
Mir wird nichts mangeln. Sprich: Alle meine wesentlichen Bedürfnisse werden befriedigt werden.
Die grüne Aue und das frische Wasser mögen auf grundlegende physiologische Bedürfnisse verweisen (vor dem Hintergrund antiker Hirtenkulturen), jedoch auch bildlich gemeint sein.
Die Seele erquicken. Ein altes Wort (wie in quicklebendig oder Quickborn), das auf ein lebendig machen bzw. beleben verweist, oder enger: erfrischen und laben.
Er führet mich auf rechter Straße … Ein Bild für die Befriedigung des Bedürfnisses nach Orientierung, das alle Menschen haben.
Und ob ich schon wanderte im finstern Tal, / fürchte ich kein Unglück … Vertrauen und Sicherheit statt Angst und Furcht, angesichts SEINER Präsenz: denn du bist bei mir.
Nachfolgend ist von Trost die Rede und wird Gastfreundschaft angedeutet, inklusive Salbung und wohl auch Schutz vor Feinden gewähren. Thematisch grüßen hier unter anderem die Bedürfnisse nach Bindung, Zugehörigkeit und Verbundenheit, aber auch nach Schutz, und viele mehr. … und schenktest mir voll ein. Nicht nur halb, nein: voll!
Es folgt eine ethische Orientierung (Gutes und Barmherzigkeit), bevor der Psalm in meiner Deutung einen geradezu metaphysisch angehauchten Abschluss findet, mit Verweis auf die Befriedigung des Bindungsbedürfnisses, jenseits des Rein-Menschlichen, Profanen.
Unabhängig davon, wie man zur den Psalm grundierenden Theologie und Religion steht, erscheint es mir vor dem Hintergrund obiger Ausführungen verständlich, warum der Hirtenpsalm so viele Menschen – auch mich – tief berührt.
Foto: Pixabay
