Natsukashii, Nostalgie auf japanische Art
Diesen Beitrag teilen

Natsukashii ist ein schwierig zu übersetzender Begriff aus dem Japanischen und bezeichnet eine besondere Form der Nostalgie. Der Glücksimpuls des Tages.

Viele Menschen haben ein Problem mit der Nostalgie, also jener wehmütigen, schmerzhaft-schönen Hinwendung zur Vergangenheit. Sie haben Angst, sich im Gestern zu verlieren, hängen und kleben zu bleiben, und dabei die Gegenwart und Zukunft zu verlieren.

Und dann ist da auch noch die Angst vor einer Verklärung und Idealisierung des Vergangenen. Denn natürlich war dieses weit weniger „glatt“, als wir in der Rückschau meinen. Unser Gehirn „korrigiert“ das Rohmaterial unserer Erinnerungen, legt Filter drüber, schneidet, zeigt Ausschnitte, mischt die Emotionen ab oder aber dimmt sie. Es war niemals so, wie wir es erinnern.

Kein Wunder also, dass einige Menschen in der Gegenwart ankern. Oder aber die Flucht in die Zukunft suchen. Alles verständlich, alles valide. Dennoch denke ich, dass es auch glücksförderliche Formen der Rückschau und Nostalgie gibt. Dafür machen wir einen kurzen Ausflug in den Fernen Osten.

Japanische Nostalgie: Natsukashii

Im Japanischen gibt es einen Begriff, der sich nur schwer ohne Bedeutungsverlust ins Deutsche übersetzen lässt und eine Art gute Nostalgie ausdrückt: natsukashii (懐かしい), abgeleitet vom Verb natsuku (etwa: „sich daran gewöhnen und in der Nähe bleiben; lieb werden“). Heutzutage beschreibt natsukashii besondere Reminiszenzen – also Rückerinnerungen.

Natsukashii wird verwendet, wenn man sich nostalgisch fühlt und ausdrücken möchte, dass ein Gegenstand, eine Person, Tätigkeit usw. bei uns Erinnerungen auslöst und uns ins Damals zurückversetzt. Zum Beispiel in die Kindheit, aber auch an besondere Orte der Vergangenheit. Die Konnotation ist dabei eindeutig positiv. So gesehen beschreibt natsukashii, dass etwas eine glückliche, gute Erinnerung verursacht.

Ausgelöst wird diese Nostalgieform beispielsweise durch einen vertrauten Duft oder Geschmack – man denke an die berühmte Madeleine in Marcel Prousts Auf der Suche nach der verlorenen Zeit –, ein Lied, Spiel, eine Fotografie, TV-Serie oder ein Buch.

Madeleines können natsukashii auslösen

Natsukashii erscheint dabei weniger schwermütig als seine Schwester der Nostalgie. Es geht mehr um eine Wertschätzung und Dankbarkeit für das Vergangene, das sich nicht mehr – so – zurück-, geschweige denn wiederholen lässt. Wir wollen auch gar nicht zurückkehren und im Unwiederbringlichen kleben bleiben. Uns reicht die Reminiszenz.

Ach, weißt du noch …? Ach, war das doch schön …! Wie schön, dass ich es jetzt noch einmal erinnern, fühlen darf.

Kennst du auch solche Natsukashiimomente?

HIer sind noch mehr Glücksimpulse für dich:

Foto: Pixabay

Diesen Beitrag teilen
  • André Martens, Glücksquellen

    André Martens ist studierter Philosoph (M. A.) und Psychologe (M. Sc.) mit mehrjähriger Erfahrung im Bereich der klinischen Psychologie. Er ist der Gründer des Blogs gluecksquellen.de. Seit vielen Jahren beschäftigt er sich privat und professionell mit dem Thema Glück.

Ein Gedanke zu „Natsukashii (Glücksimpuls Nr. 57)“
  1. Vielleicht den. Ich benutze einen anderen Begriff. Damals 1914/18 auf der Gartenbank in Russland, da war noch das pralle Leben, usw.
    Ein wenig Wehmut klingt da mit, ein wenig Damals war alles besser.
    In Wirklichkeit, ich war nie in Russland und 1918 habe ich ja noch nichtmal gelebt.

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert

WordPress Cookie Plugin von Real Cookie Banner