Muße illustriert an einer ruhenden Frau
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Muße meint eine Zeit, die uns allein gehört, in der wir uns gehen lassen können. Teils wird sie mit Freizeit gleichgesetzt, meint aber doch viel mehr als das. Eine Zeit zum Entspannen, Nachsinnen, sich treiben lassen, Freizeitaktivitäten, Spiel, Spaß, Kontemplation und Erweiterung des eigenen Horizonts. Der Glücksimpuls des Tages.

Worauf kommt es im Leben an?

Der russische Schriftsteller Lew Nikolajewitsch Tolstoi (1828-1910) schrieb 1856: „Man kann vorzüglich in dieser Welt leben, wenn man zu arbeiten und zu lieben weiß.“

Und recht ähnlich wird Sigmund Freud (1856-1939) die Gleichsetzung von Gesundheit mit der Fähigkeit zu arbeiten und zu lieben zugeschrieben, wobei Freud unter lieben sicherlich keine Hollywood-Romantik verstanden haben dürfte.

Sind also einerseits die Arbeit (modern um die Care-Arbeit ergänzt), andererseits die Fähigkeit und Realisierung der Liebe, oder sagen wir: des Liebens, das – Einzige –, worauf es im Leben ankommt?

Mir fehlt da so einiges.

Was ist etwa mit der Freizeit bzw. weiter gefast: der Muße? Bereits in der Antike beschäftigten sich zahlreiche Philosophen mit der Muße (lat. otium). Noch heute klingt sie in Begriffen wie Work-Life-Balance an. Dennoch haftet ihr für viele Menschen, möglicherweise vor dem Hintergrund eines protestantischen Arbeitsethos, etwas geradezu Schmuddeliges an. Freizeit, frei verfügbare Zeit, Muße, Müßiggang – da ist es nicht weit zum Faulpelz, zum Taugenichts.

Muße – Zeit, die uns allein gehört, nicht der Pflicht usw. –, möchte ich jedoch behaupten, ist lebensnotwendig und heilsam. Ohne gelegentliche Muße kein menschliches Glück. Muße steht nicht allein für Regeneration und Erholung, sondern auch für einen Raum für uns, Autonomie. Für ein Aufspannen von Potenzialität und Gelegenheit (vgl. auch die Etymologie).

In der Muße können wir schöpferisch, schaffend werden, müssen es aber nicht. Wir atmen durch und unser Blick klärt, unser Inneres sortiert sich.

Wir sind mit Tolstoi und Freud gestartet. Ich möchte mit Aristoteles enden, der in seiner Nikomachischen Ethik (1177b) schreibt: „Wir opfern unsere Muße, um Muße zu haben, (…).“ Das Opfern der Muße meint hier die Arbeit. Zur (modern verstandenen) Liebe indessen schweigt er …

Auch der Glücksquellen-Blog widmet sich vielfach der Muße, z. B. hier:

Noch mehr Glücksimpulse gefällig? Sehr gerne:

Foto: Pixabay

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  • André Martens, Glücksquellen

    André Martens ist studierter Philosoph (M. A.) und Psychologe (M. Sc.) mit mehrjähriger Erfahrung im Bereich der klinischen Psychologie. Er ist der Gründer des Blogs gluecksquellen.de. Seit vielen Jahren beschäftigt er sich privat und professionell mit dem Thema Glück.

Ein Gedanke zu „Vom Glück der Muße (Glücksimpuls Nr. 54)“
  1. Seit langem bin ich Rentner. In den ersten Jahren des Rentner-Daseins kennt man das Wort Muße nicht. Man kann nicht so schnell, man kann garnicht abschalten, aber irgendwann, nach Jahren lehrt uns die Zeit es zu lernen. inzwischen glaube ich sagen zu können, Jetzt dürfen wir das Wort Muße ausbuchstabieren. Wir denken wie Aristoteles, ich gehe noch ein Schritt weiter, wir praktizieren das was er nur gedacht hat, wir geben dem Wort Muße Raum und leben es jeden Tag. Es tut unserem Körper gut.

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