Scheitern und Glück schließen sich nicht aus, illustriert am Bild eines Autounfalls
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Warum Scheitern und Glück zusammenhängen, obgleich sie zwei unterschiedlichen Welten anzugehören scheinen. Der Glücksimpuls des Tages.

Es mag sich ein wenig sonderbar anhören, das Scheitern mit dem Glück in einen Zusammenhang zu setzen. Doch ich glaube wirklich, dass Scheitern glücklich machen kann. Nicht unmittelbar. Meist ist es zunächst schmerzhaft, reißt eine Wunde ins Fleisch, ins Selbstverständnis, in den glatten Lauf der Dinge. Es kann etwas oder vieles zerstören, Hoffnungen etwa. Scheitern tut weh. Es nimmt uns etwas. Aber in fast jedem Scheitern, so möchte ich behaupten, ist auch reichlich Nährstoff für unser persönliches Glück enthalten.

Warum Scheitern Glück fördert (oder es zumindest kann)

Scheitern bringt uns zur Besinnung, wenn wir diese denn zulassen. Es ernüchtert uns (man denke an das so schöne Wort ausnüchtern). Es ist oft mit Enttäuschung verbunden, also dem Ende einer Täuschung, deren Schein uns zuvor vielleicht erfreut, angetrieben und zusammengehalten hat, sich nun jedoch als geplatzte Seifenblase entpuppt. Sprich: Wir können realistischere, gesündere Erwartungen entwickeln (wenngleich wir uns natürlich davor hüten sollten, ins Extrem des Pessimismus oder Negativismus zu rutschen). Scheitern bedeutet manchmal auch einen wohltuenden Abbau eines aufgeblähten Egos und eine Lektion in befreiender Demut.

Trotz aller Schmerzen: Scheitern ermöglicht uns oft überhaupt erst, zu lernen und dadurch weiter zu wachsen (gemäß dem Motto: immer mindestens einmal mehr aufstehen als hinfallen). Niederlagen, Fiaskos, Abstürze, Debakel, Schlappen und Co. härten zudem ab (auch wenn wir natürlich nicht verhärten und abstumpfen sollten). Der gute Umgang mit dem Scheitern (ich nenne es mal etwas salopp die Scheiterkompetenz) kann uns resilienter, also psychisch widerstandsfähiger, für weitere, andere Talsohlen des Lebens machen. Und: Erfolge fühlen sich intensiver an, wenn wir wissen, wie sich das Gegenteil anfühlt. Scheitern sensibilisiert uns für Erfolge und lässt uns sie bewusster genießen, was sicherlich zum Glück beiträgt.

Oft erkennen wir uns selbst auch erst im Scheitern, beziehungsweise zuvor im Schatten verborgene Seiten und Aspekte, deren Hervorholen ans Licht unser Leben bereichern kann. Es hilft also bei der Selbsterkenntnis. Hierbei denke ich zugleich auch an unsere Werte. Was ist mir wirklich wichtig? Was sind meine Prioritäten? Oft ist das Scheitern hierbei ein Erkenntniskatalysator.

Rückschläge und Scheitern haben oft auch eine zwischenmenschliche Dimension, gerade wenn sie ein größeres oder gar Krisenausmaß annehmen. In diesen Zeiten erkennen wir, wer wirklich zu uns steht. Und vertiefen vielleicht sogar bestehende Beziehungen, stärken unsere Verbundenheit.

Niederlagen und Co. gehören zum Glück dazu

Scheitern hat zumindest mittelbar viele gute Seiten. Diese sind anfangs oft nicht sichtbar, sondern nur der ihm anhaftende Schmerz und Frust. Wenn die Gefühle (Enttäuschung, Wut, Traurigkeit, Frust, Unlust usw.) jedoch über uns hinweggerollt sind und wir ernüchtert aufklaren, lohnt es sich, obige Argumente für das Scheitern revue passieren zu lassen. Fördert Scheitern Glück? Indirekt schon, denke ich. Kann man glücklich scheitern? Da bin ich ehrlich gesagt etwas skeptisch. Denn natürlich will wohl niemand gerne einfach so scheitern und den entsprechenden Preis zahlen.

Foto: Pixabay

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  • André Martens, Glücksquellen

    André Martens ist studierter Philosoph (M. A.) und Psychologe (M. Sc.) mit mehrjähriger Erfahrung im Bereich der klinischen Psychologie. Er ist der Gründer des Blogs gluecksquellen.de. Seit vielen Jahren beschäftigt er sich privat und professionell mit dem Thema Glück.

Ein Gedanke zu „Vom Glück des Scheiterns (Glücksimpuls Nr. 52)“
  1. Aber in jedem Scheitern ist auch reichlich Nährstoff für ein neues Glück, denn von guten Mächten wunderbar geborgen erwarten wir getrost, was kommen mag.

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