Manchmal scheint das Leben an uns vorbeizurauschen. Wir sind nicht ganz da, nicht ganz bei uns selbst. Das Ergebnis: ein unbefriedigendes Gefühl und Bedauern. In solchen Phasen können regelmäßige innere Einkehr und Selbstbesinnung helfen.
Was ist innere Einkehr?
Für mich ist einkehren ein seltsam schönes Wort. Darin enthalten ist die Kehre oder als Verb kehren. Es geht offensichtlich um eine Wende, ein Kehrtmachen, ein sich in die Gegenrichtung bewegen. Einkehren – heutzutage in der Bedeutung von in einer Gaststätte Rast machen verwendet – bedeutete ursprünglich hineingehen bzw. umkehren. In mystisch-spirituellen Kontexten nahm die Einkehr dann auch Bedeutungen an wie Selbstbesinnung, Insichgehen oder als Verb sich versenken und in sich gehen. Wer in diesem Sinne einkehrt, kommt zu sich selbst, kehrt bei sich selbst ein, wird ein Gast daheim. Die Spezifikation innere Einkehr erinnert uns an diese Bedeutung.
Viele Menschen berichten mir, dass ihnen bereits der Gedanken an eine innere Einkehr Angst bereitet. Sie wollen nicht zu sich selbst kommen, füllen den Tag restlos mit Aktivitäten, das Innere mit Füllmaterial und betreiben somit stete Ablenkung. Die Liste der „Hilfsmittel“ ist lang: Social Media, Internet, Konsum, exzessive Arbeit usw. usf. Als würde daheim im inneren Haus der Teufel warten. Manchmal wird sogar von regelrechter Verzweiflung berichtet, wenn sie unfreiwillig auf sich selbst zurückgeworfen werden.
Häufig warten dort (bei uns allen) unangenehme Gefühle, Zweifel, ungelöste Probleme, Spannungen, Diskrepanzen, Ambivalenzen, Inkonsistenzen, Schmerzen. Leicht entsteht die Angst: Wenn ich das zulasse, wenn ich mich dem zuwende, dann wird all das immer größer, schmerzhafter, unkontrollierbarer. Also schau ich lieber weg, lenke mich ab oder fliehe in die (toxische) Positivität.
Andere haben wiederum Angst vor einer inneren Leere, einem dunklen Nichts, das vermeintlich in ihnen schlummert und das sie nicht „wecken“ wollen.
Im Ergebnis wenden sich beide Gruppen vor allem dem Äußeren und Ablenkungen zu.
Dabei sind eine regelmäßige innere Einkehr, Insichgehen und Selbstbesinnung doch so gute Glücksquellen!
Wozu innere Einkehr und Selbstbesinnung?
Im Zustand (vielleicht könnte man sogar von einem Tun sprechen) der inneren Einkehr befreie ich mich von der Uneigentlichkeit und nähere mich meinem authentischen Selbst an. Ich erlange Orientierung, indem ich langsam, nach und nach, wieder mehr in Kontakt mit meinen Gefühlen und (unbefriedigten) eigentlichen Bedürfnissen komme.
Ich komme aber auch in Kontakt mit meiner Vitalität und Lebendigkeit, meinem Körper, meinem Leib.
Innerlich eingekehrt gelange ich langsam zur Ruhe und in eine oft heilsame, transformative Stille. Auch ganz ohne spirituellen Überbau. Die Wogen des Seelenmeeres können sich glätten, Seelenruhe kann entstehen.
Selbstbesinnende innere Einkehr ist eine Auszeit vom Trubel und der Hektik unserer Gesellschaft. Sie ordnet, regeneriert und kräftigt seelisch.
Und sie gibt uns die Gelegenheit zum inneren Großreinemachen, Aufräumen, Entrümpeln und Aussortieren. Nachhaltige positive Veränderungen sind häufig das Ergebnis eines inneren Einkehrens.
Wie kehrt man innerlich ein?
Innere Einkehr ist einfacher, als man vielleicht denken mag. Hier ein paar Tipps, wie innere Einkehr und Selbstbesinnung leichter gelingen:
- Einfach mal für ein paar Stunden das Smartphone ausschalten oder daheim lassen (ebenso: TV, PC, Radio …)
- Bewusst schweigen
- Ruhige, schöne, inspirierende Orte und Umgebungen aufsuchen (das muss keine Kirche oder Kloster sein, auch wenn dies sicherlich geeignete Orte wären)
- In einen Rhythmus kommen (z. B. durch Meditation, einen Spaziergang, langsames Radeln durch die Natur, monoton-repetitive, beruhigende Musik/Töne usw.), um schließlich leichter zu sich selbst zu gelangen
- Achtsamkeit praktizieren, vielleicht erst äußere (z. B. achtsam gehen, duschen usw.), dann innere (den Fluss der eigenen Gedanken, Bilder und Gefühle beobachten). Nach meinem Verständnis sind Achtsamkeit und innere Einkehr trotz gewisser Überlappungen aber nicht identisch! Bei letzterer können ein Überprüfen und Bewerten der aktuellen eigenen Situation durchaus Bestandteil sein
- Zeiten für die innere Einkehr festlegen (wie bei Meditationen usw.). Das bewusste zeitliche Begrenzen hilft vielen Menschen, sich auf die Selbstbesinnung einlassen zu können
Fotos: Pixabay
Einen Kommentar zu den Glücksquellen Nr. 39
Ich bin in einem Angelverein und dieser Verein stellte mir die Frage: Sollen wir in diesem Jahr Forellen aussetzen.
Die meisten Mitglieder haben ja gesagt, weil sie dann ihren Angelfreuden nachgehen können. Ich habe ja gesagt
nicht wegen dem Angeln, ich habe noch nie geangelt, ja gesagt, weil ich mich jetzt schon darauf freue, am See zu sitzen und den Forellen beim Springen nach Insekten zu zuschauen. Lieber Leser dieser Zeilen, an einem Sommerabend dieses Schauspiel zu erleben, das ist wie Meditation, das ist beruhigend, da fällt die Last des Alltags ab. Ich sitze dann über eine längere Zeit da und schaue zu und habe die unruhige Welt vergessen.