Abbiocco - schlafende, müde Katze

In der Rubrik „Glücksimpulse“ stelle ich regelmäßig Gedankenanstöße und Glücksaktivitäten vor, die sich leicht im Alltag umsetzen lassen oder zum Nachdenken anregen. Heute: Abbiocco (dt. Müdigkeitsanfall, Gefühl großer Müdigkeit).

Müdigkeit genießt in unserer schnelllebigen Leistungsgesellschaft nicht immer den besten Ruf. Manche assoziieren Müdigkeit mit underperformance oder gar Faulheit, mit einer Last, die uns die Evolution ebenso wie das Schlafbedürfnis als bleischweren Rucksack aufgesetzt hat. Doch warum nicht einfach mal einen Perspektivwechsel wagen?

Wie wäre es, Müdigkeit als eine Wohltat zu betrachten, als etwas Schönes, als eine echte Glücksquelle?

Müdigkeit weist auf ein akutes Bedürfnis nach Schlaf oder zumindest Erholung und Entspannung hin. Sie zu ignorieren oder „wegzumachen“ (z. B. durch Koffein) mag manchmal kurzfristig notwendig sein. Wenn wir sie jedoch langfristig immer wieder missachten, ist dies töricht und gesundheitsgefährdend.

Vom Glück des Abbiocco

Im Italienischen gibt es den Begriff des abbiocco, der sich als Müdigkeitsanfall oder plötzliche große Müdigkeit übersetzen ließe. Im Vergleich zum deutschen Begriff der „Fressnarkose“ erscheint abbiocco doch geradezu wie ein lyrisches Kunstwerk … Das Verb abbioccarsi meint entsprechend einen Müdigkeitsanfall haben. Man denke hierbei nur an die plötzlich über einen „hereinbrechende“ Schläfrigkeit nach einem opulenten Pasta-Gericht oder Verspeisen einer leckeren Pizza, zu der es vielleicht noch das eine oder andere Gläschen Rotwein gab. Wohligkeit breitet sich in uns aus, die Glieder werden ganz schwer, wir sind träge und schläfrig. Was uns eben noch aufwühlte, vielleicht eine politische Diskussion, ein uns nicht genehmes Sportergebnis oder eine Meinungsverschiedenheit, verschwindet hinter dem Schleier sanften Versinkens.

Wenn wir die Zeit und einen Rückzugsort haben, können wir dem Abbiocco doch einfach mal nachgeben, uns in eine Decke kuscheln oder den Kopf auf unsere Arme betten, und uns von der guten Schwere des Moments entführen lassen. Nickern, dösen, schlafen, powernappen, „wegratzen“, einschlafen. Hinein in einen Glücksmoment.

Wie steht ihr zu plötzlicher, großer Müdigkeit? Empfindet ihr sie als „Wohlgefühl“ oder lästige Behinderung des Alltags? Schreibt eure Meinung gerne in die Kommentare unten.

Fotos: Pixabay

Von André Martens

André Martens ist studierter Philosoph und Psychologe mit mehrjähriger Erfahrung im Bereich der klinischen Psychologie. Er ist der Gründer des Blogs gluecksquellen.de. Seit vielen Jahren beschäftigt er sich privat und professionell mit dem Thema Glück.

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