Eine poetische Ode an das Familienfotoalbum als originelle Glücksquelle und Erinnerungsanker. Der Glücksimpuls des Tages.
Das Leben fließt dahin, voran wie ein Bach in einem Wald. Oder wie ein breiter Strom. Wir halten unsere Hand ins Wasser, und halten da nichts auf. Es fließt weiter, ob wir wollen oder nicht. Die jetzige Gegenwart ist bald immer schon zu Vergangenheitsfragmenten geworden.
Da sind diese besonderen Augenblicke, die in unserem Alltag aufblitzen und uns mit ihrer Bedeutsamkeit gefangen nehmen. Ein unerwartetes Lächeln, ein Treffen, eine neue Perspektive.
Und dann sind da auch jene Menschen, die uns am nächsten sind. Für die meisten Menschen wohl die eigene Familie. Auch hier macht sich der Fluss des Lebens bemerkbar, auch hier ist Leben stetiger Wandel.
Der Wandel muss nicht schlecht sein. Aber manchmal ist da der Wunsch nach der Quadratur des Kreises, dem Brechen einer übermächtigen Welle. Wir wollen alles einfrieren, den Moment festhalten, ohne ihm das Leben und die Lebendigkeit zu nehmen.
Artefakte helfen uns dabei. Die Herstellung von etwas Bleibendem, die Bearbeitung des Moments zu etwas Überdauerndem. Aus einem Marmorblock wird eine Erinnerung. Oder aus Lichtwellen ein Bild.
Fotografien können keine Staudämme sein, die den Fluss aufhalten, aber wohl Bollwerke gegen den Strudel des etwas in der Vergangenheit verlieren.
Manchmal sind sie dokumentarischer Natur, manchmal haben sie einen ästhetischen Anspruch. Manchmal sind sie Container für Zustände und Gefühle. Es geht dann nicht um Farben, Proportionen und Ähnliches, sondern um das, was war. Erinnerungsinstrumente, Erinnerungsstützen. So wie analog ja auch bestimmte Gerüche rasend schnell alte Emotionen zu evozieren vermögen.
Wenn es sich um positiv gefärbte Erinnerungen, im weitesten Sinne, handelt, dann sind jene Fotografien wahre Glücksquellen. Erinnerungen an schöne Momente, bedeutsame Begegnungen.
Oben war ja bereits von der Familie die Rede. Sie kann ein wahrer Quell des Glücks sein. Und manchmal ist es nicht die abstrakte Verbindung selbst, die Glücksgefühle bewirkt, sondern sind es eben jene besonderen, immer persönlichen Momente mit den Liebsten, Engsten, Nächsten. Momente voll Atmosphäre und Gefühl. Es müssen gar nicht mal immer nur die positiven sein. Und diese Momente müssen auch nicht immer Überschwang und Freude begünstigen. Manchmal wärmt auch die Nostalgie oder gar die Melancholie.
Wenn deine Familie für dich eine Glücksquelle ist, dann lohnt sich vielleicht das Anlegen eines Familienfotoalbums, falls du nicht schon eines besitzt. Gewiss, darin werden nicht alle besonderen Momente festgehalten (wahrscheinlich/hoffentlich nur ein Bruchteil davon), und viele Aufnahmen mögen auch gestellt oder inszeniert gewesen sein. Doch es gibt wohl neben dem Bewegtbild kaum ein stärkeres Werkzeug unserer emotionalen Erinnerung, das uns wie ein Bohrturm hilft, etwas Wertvolles, im rauschenden Alltag leider oft Verborgenes, aus der Tiefe zu fördern.
Wann greifst du das nächste Mal zum Familienfotoalbum und stoppst für einen Moment den Strom der Zeit?
Foto: Pixabay
oh,wie die Zeit vergeht. Bilder aus Brasilien, ich vor 88 Jahren unter Palmen in der Kinderkarre. Einschulung in Barmbek, dann 1943, Hamburg liegt in Schutt und Asche. Konfirmation, Lehrjahre und dann die vielen, vielen Urlaubsbilder. Kinderbilder tausende Kinderbilder schließen sich an und nun fließt so manches Tränchen beim betrachten des vergilbt, abgegriffenen Bilderalbum. Wie schnell die Zeit vergeht.