Das Glück des Morgens, hier an den Hamburger Landungsbrücken
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Wann fühlen sich Menschen im Tagesverlauf am glücklichsten? Am Morgen, (Vor-)Mittag, Nachmittag, Abend oder gar in der Nacht? Forscher sagen: am Morgen. Aber das mit dem Glück des Morgens ist wohl ein wenig komplexer, als es eine neue Studie nahelegt …

Es gibt bekanntermaßen Lerchen und Eulen – frühe und späte Vögel, Morgen- und Nachtmenschen, Früh- und Spätaufsteher. Manchmal ist auch vom so genannten Chronotypen die Rede. Menschen unterscheiden sich aufgrund biologischer Uhren (oder komplizierter: circadianen Rhythmik) voneinander. Etwa bezüglich der Schlaf- und Wachphasen, aber auch der Leistungsfähigkeit, Hormonspiegel usw.

Man könnte sich nun folgende Fragen stellen:

  • Gibt es bestimmte Tageszeiten, zu denen Menschen glücklicher sind?
  • Gibt es Menschen, die bereits aufgrund ihres Chronotyps – im Durchschnitt – glücklicher sind?

Menschen sind nach dem Aufwachen am glücklichsten

Bezüglich der ersten Frage wurden kürzlich die Ergebnisse einer Studie mit über 49.000 Teilnehmern veröffentlich*. Demnach gebe es ein klares tageszeitabhängiges Muster bei der Selbsteinschätzung der befragten Personen bezüglich ihres subjektiven Wohlbefindens bzw. Glücks (in der Studie ist genaugenommen von mental health and well-being die Rede). Dieses sei morgens nach dem Aufwachen – wenn man nicht z. B. erst um 10 Uhr oder später aufsteht – am höchsten, gegen Mitternacht hingegen am niedrigsten.

Menschen fühlen sich beim Aufwachen in der Regel am besten und gegen Mitternacht am schlechtesten.
(Bu, Bone, & Fancourt, 2025; eigene Übersetzung)

Die Forscher untersuchten dabei für ihre Analyse ganz unterschiedliche Konstrukte (Wohlbefinden, Lebenszufriedenheit, Depressivität, Ängste u. a.).

Da haben wir also die Antwort. Morgens ist man – oder vielleicht genauer: die Durchschnittsperson – am glücklichsten. Ob hiervon nun die so genannten Lerchen profitieren, wurde allerdings nicht untersucht.

Die Forscher diskutieren einige mögliche Gründe für dieses Ergebnis, so etwa altbekannte hormonelle Schwankungen im Tagesverlauf (s. o.). Während wir in der Regel nach dem Aufwachen ein hohes Cortisol-Level (das so genannte Stresshormon) aufweisen, sinkt dieses im Tagesverlauf immer weiter ab.

Da jedoch auch Schwankungen im Wochen- und Jahresverlauf (Sommer: am meisten Wohlbefinden) gefunden wurden, erscheint diese Erklärung nicht ausreichend. Gleiches gilt für das Level des so genannten Schlafhormons Melatonin, das u. a. an Depressionen und Schlafstörungen beteiligt sein kann (die genauen Zusammenhänge werden noch erforscht). Außerdem ist der Zusammenhang zwischen Wohlbefinden und Tageszeit offenbar nicht linear. Heißt: Das Wohlbefinden sinkt nicht gleichmäßig im Tagesverlauf ab.

Kurvilinear statt reines Glück des Morgens

Was die Forscher bei der Diskussion ihrer Studienergebnisse ein wenig unterbelichten, ist der Befund kurvilinearer Zusammenhänge. Damit ist gemeint, dass das Ausmaß an Wohlbefinden und Lebenszufriedenheit zwar morgens am höchsten ist – bei gleichzeitig den niedrigsten Depressions- und Angstausprägungen – und dann abnimmt (Zwischentief gegen 10/11 Uhr), schließlich aber wieder deutlich ansteigt, bevor es im Verlauf des Abends auf das erwähnte Mitternachtstief abfällt. (Ein bisschen Achterbahn ohne Looping.)

Es ist also alles ein wenig komplexer. Neben hormonellen Zyklen und der Jahreszeit (u. a. unterschiedliche Lichtverhältnisse) könnte auch der Wechsel zwischen Arbeit und Privat-/Freizeitleben (Feierabend, Wochenenden) eine Rolle zu spielen.

Ich selbst fühle mich übrigens nicht direkt nach dem Aufwachen am glücklichsten, sondern am frühen Abend …

Wie sieht es bei dir aus – wann im Tagesverlauf fühlst du dich am zufriedensten und glücklichsten?

* Bu, F., Bone, J. K., & Fancourt, D. (2025). Will things feel better in the morning? A time-of-day analysis of mental health and wellbeing from nearly 1 million observations. BMJ Ment Health, 28(1).

Foto: (c) A. Martens

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  • André Martens, Glücksquellen

    André Martens ist studierter Philosoph (M. A.) und Psychologe (M. Sc.) mit mehrjähriger Erfahrung im Bereich der klinischen Psychologie. Er ist der Gründer des Blogs gluecksquellen.de. Seit vielen Jahren beschäftigt er sich privat und professionell mit dem Thema Glück.

Ein Gedanke zu „Vom Glück des Morgens“
  1. Ich weiß nicht ob man es glücklich sein nennen kann, aber in der Nähe liegt es. Morgens so um 6h geht es es los, Sex auf dem See. Die Wildgänse Stockenten,Haubentaucher und Blesshühner, alle machen Sex.Das Geschrei ist groß und das Gehabe sehr wild. Vort fliegen wiederkommen und dann geht es wieder los. Ich, der zuhört ist schon ein bisschen glücklich.

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