Vom Nachhall des Glücks
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Viele Menschen streben nach immer mehr Glücksmomenten und meinen, dass Glück vor allem bedeutet, im Hier und Jetzt, also unmittelbar, Glück zu erleben. Aber was ist eigentlich mit der Zeit danach, wenn der eigentliche Glücksmoment längst vergangen ist? Über das Phänomen des Nachhalls des Glücks, sozusagen die zweite (dritte, vierte, …) Welle des Glücks.

Glück, so heißt es oft, sei flüchtig. Es erscheint wie ein flimmernd-intensiver Moment, der uns unerwartet trifft und genauso schnell wieder vergeht. Doch was, wenn das wahre Glück (oder zumindest ein wichtiger Aspekt des Glücks) nicht in diesem ersten Moment liegt, sondern in seinem Echo? Im Nachhall, der sich leise ausbreitet, lange nachdem das eigentliche Erlebnis schon vorbei ist? Der Nachhall des Glücks offenbart uns vielleicht eine tiefere, ganz andere Ebene der Freude, die sich oft erst dann entfaltet, wenn wir nicht mehr damit rechnen.

Im Augenblick des Erlebens – ein herzliches Lachen mit Freunden, der erste, tiefe Atemzug an einem klaren Morgen – spüren wir das Glück direkt und unvermittelt. Man spricht hierbei auch vom Momentglück. Es ist intensiv, beinahe überwältigend, doch oft schwer zu fassen. Dieser direkte Kontakt mit dem Glück verflüchtigt sich oft recht schnell, vielleicht weil wir zu sehr darauf fokussiert sind, es zu greifen, es festzuhalten, ganz und gar auszukosten, was auch immer das bedeuten mag. Doch genau in diesem Moment, wenn das Ereignis vorbei ist, beginnt das Echo zu wirken. Als sanfte Welle berührt der Nachhall des Glücks unsere Seele.

Nachhall-Glück: Weniger bunt, dafür aber oft tiefer

Dieser Nachhall offenbart sich nicht immer bewusst. Er erscheint in Gedanken, die uns plötzlich während eines stillen Spaziergangs durch den Kopf gehen, oder in der Erinnerung an ein Gespräch, das uns Tage später noch zum Schmunzeln bringt. Das Echo der Freude ist oft ruhiger, weniger grell als das ursprüngliche Erlebnis. Doch genau das macht seine Tiefe aus. Es ist, als hätte sich die Freude in der Stille verfeinert, als hätte sie Zeit gehabt, zu reifen.

Das Glück im Nachhall ist kein flüchtiger Funke, sondern dessen überdauernde Prägung unseres Lebens, der Stempelabdruck des Momentglücks. Es brennt nicht, es leuchtet. Und genau in diesem leisen Leuchten liegt seine Kraft. Es zeigt uns, dass Glück nicht immer sofort erkennbar sein muss. Denn oft übersehen wir dieses in jenem Moment, in dem es uns berührt. Manchmal wirkt es im Verborgenen, entfaltet sich über Zeit und Raum hinweg und bringt uns Momente des Friedens und der Zufriedenheit, die das unmittelbare Gefühl der Augenblicksfreude sogar übersteigen.

Das Nachhall-Glück ist eine Einladung, die Freude nicht nur im Moment zu suchen, sondern in ihrem Fortwirken, in ihrem langsamen, langen Ausklang. So wird Glück zu einer subtilen Kraft, die uns in die weitere Zukunft begleitet – nicht nur in der Intensität des Augenblicks, sondern im anhaltenden Echo, das lange nachhallt, wenn der erste Ton bereits verklungen ist.

Kennst du das Phänomen des Nachhall-Glücks aus deinem eigenen Leben?

Foto: Pixabay

Anmerkung: In diesem Artikel werden die Begriffe Nachhall und Echo bildlich und synonym verwendet, auch wenn das physikalisch strenggenommen falsch ist. Es sei dem Autor verziehen. 🙂

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  • André Martens

    André Martens ist studierter Philosoph und Psychologe mit mehrjähriger Erfahrung im Bereich der klinischen Psychologie. Er ist der Gründer des Blogs gluecksquellen.de. Seit vielen Jahren beschäftigt er sich privat und professionell mit dem Thema Glück.

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