Güte ist eine fast in Vergessenheit geratene Tugend, die auch unser Glück fördern kann. Der Glücksimpuls des Tages.
Güte, ein inzwischen allzu selten verwendetes Wort mit, wie ich persönlich finde, enormer Strahlkraft. Gemeint ist mit Güte eine von Nachsicht und Wohlwollen geprägte Einstellung gegenüber anderen Menschen. Güte (oder Gutheit) ist das Gegenteil von (moralischer) Strenge und Eingeengtheit. Das Wesen der Güte zielt immer auf die Verbindung, auf die Verbundenheit zwischen zwei oder mehr Menschen ab. Sie ist eine Tugend, historisch durchaus mit vielfach religiösen Anklängen.
Gütig sein bedeutet nicht, alles hinzunehmen und zu akzeptieren. Sie ähnelt der Empathie, die in Gestalt einer Tugend praktisch geworden ist. Hierin ähnelt sie Tugenden wie Mitfreude und vielleicht auch der Milde.
Heutzutage sprechen leider nur noch die wenigsten Menschen von Güte und dem Gütigsein. So zumindest mein Eindruck. Und auch ihre Praxis scheint in Mitleidenschaft gezogen zu sein in einer Welt, in der sich verbitterte, harsche Linien und Grenzen zwischen vielen Menschen aufspannen wie unüberwindlich erscheinende Netze und Mauern. Nachsicht und Wohlwollen sind nicht en vogue. Das Vokabular wird vielerorts martialisch, kriegerisch. Es scheint, als blähte sich, als staute sich ursprünglich noch frei fließende Energie, die Gutes bewirken konnte, auf, wandle sie sich in etwas zunehmend Gefährliches.
Vielleicht wäre gerade jetzt eine bewusste Kultivierung der Tugend der Güte ein Weg zu mehr Wir und Humanität. Zu mehr Gemeinschaft. Und mittelbar, wie als eine kleine Belohnung, zu mehr Glück. Ebenso wie ihre Schwestern Gnade und Barmherzigkeit (ebenfalls zwei so völlig aus der Zeit gefallene Begriffe …).
Ariadne von Schirach über die Güte und das Glück
Bei Ariadne von Schirach finden wir in ihrem sehr lesenswerten Band Glücksversuche (2021) im Zuge der Auseinandersetzung mit einem Mutter Teresa zugeschriebenen Bonmot („Lass es nicht zu, dass ein Mensch nach einer Begegnung mit dir nicht glücklicher ist als zuvor“) spannende Überlegungen zum Verhältnis von Güte und Glück. Bei ihr scheint Güte eine Bedeutung im Sinne von etwas Gutes tun (vor allem anderen) zu haben. Also in etwa wie oben beschriebene praktisch gewordene Empathie.
Von Schirach schreibt etwa: „Unser Leid hat viele Gründe, manchmal ist es schlichtweg sinnlos. Aber es liegt an uns, wie wir damit umgehen. (…) Wenn du unglücklich bist, weine nicht, sondern mache einen anderen Menschen glücklich. Die Anteilnahme am Leben und den Nöten anderer ist die wirkungsvollste Ablenkung vom eigenen Leid. Wenn wir uns selbst nicht mehr klagen hören können, sollten wir einem anderen zuhören. Wenn wir uns selbst nicht zu helfen wissen, können wir dennoch einem anderen beistehen.“ (S. 229f.)
Auch wenn ich Ariadne von Schirach in dieser Absolutheit nicht zustimmen mag und mir ein Plädoyer für eine gesunde Selbstbezogenheit, einen gesunden Egoismus, auf der Zunge liegt, finde ich ihre Zeilen doch sehr berührend und inspirierend. Ich vermute, dass sie mit ihren Zeilen die Güte nicht nur in eigenen Krisenzeiten „promoten“ möchte, sondern auch dann, wenn es uns gut geht und es uns noch leichter fällt, anderen etwas Gutes zu geben und zu helfen.
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diesen Artikel sollte man jeden Tag in allen deutschen Zeitungen abgedruckt lesen können. Einmal in jedem tv Sender von einem guten Vorleser zur besten Sendezeit vorgetragen werden. Kategorisch.