Über 1300 Stunden jährlich arbeiten wir im Schnitt. Nicht gerade wenig. Kein Wunder also, dass die Forschung zunehmend auch den Arbeitsplatz als potenzielle Glücksquelle in den Blick nimmt. Die Dänen wissen das bereits seit längerem und haben den Begriff der Arbejdsglæde geprägt.
Arbejdsglæde: Glück bei der Arbeit
In einer Welt, die immer komplexer, anspruchsvoller und hektischer wird, ist der Arbeitsplatz für viele Menschen mehr als nur ein „Ort des Broterwerbs“. Er ist ein Ort, an dem sie einen großen Teil ihres Lebens verbringen, Beziehungen aufbauen und (hoffentlich) Sinn erleben. Hier kommt nun der dänische Begriff Arbejdsglæde ins Spiel. Arbejdsglæde bedeutet übersetzt „Arbeitsfreude“, „Freude an der eigenen Arbeit“, „Glück bei der Arbeit“, „Schaffensfreude“ oder „Jobzufriedenheit“. Er bezeichnet jenes tiefe Gefühl von Zufriedenheit und Freude, das man durch seine berufliche Tätigkeit erfahren kann.
Das Wesen der Arbejdsglæde findet sich abseits der stumpfen Erfüllung von Aufgaben oder dem Erreichen von Zielen, sondern vielmehr in der Art und Weise, wie diese erreicht werden. Es geht darum, wie man sich bei der Arbeit fühlt und wie die Arbeit in das eigene Leben integriert wird. Die Dänen, die weltweit als eines der glücklichsten Völker gelten, haben bereits seit längerem erkannt, dass das persönliche Wohlbefinden am Arbeitsplatz maßgeblich zur allgemeinen Lebenszufriedenheit beiträgt. Entsprechend sollte die Art und Weise der Erwerbstätigkeit stets gut reflektiert und nicht allein im Sinne einer Effizienzoptimierung verstanden werden. So verwundert es nicht, dass die Dänen auch zu den glücklichsten Arbeitnehmern weltweit zählen.
Die Bedeutung von Beziehungen für die Arbejdsglæde
Ein inspirierender Aspekt von Arbejdsglæde ist die Betonung der zentralen Bedeutung zwischenmenschlicher Beziehungen. Ein positiver, unterstützender Kollegenkreis kann den Unterschied zwischen einem langweiligen 9-to-5-Job und einer erfüllenden Karriere ausmachen. Es sind oft bereits z. B. kleine freundliche Gesten, das gemeinsame Lachen beim Lunchen und die gegenseitige Unterstützung, die eine Arbeitsumgebung schaffen, in der Menschen wirklich aufblühen können. Der persönliche Austausch, sei es in der Kaffeepause oder bei einem gemeinsamen Projekt, fördert ein Gefühl der Zugehörigkeit und des gegenseitigen Respekts.
Die Bedeutung von Wertschätzung und Anerkennung kann in diesem Zusammenhang nicht genug betont werden. Jeder Mensch hat das Bedürfnis, gesehen und geschätzt zu werden. Auch im Arbeitskontext. Ein einfaches „Danke“ oder ein Lob für gute Arbeit kann wahre motivationale Wunder bewirken. In der dänischen Kultur wird diese Form der Wertschätzung oft wie selbstverständlich in den Arbeitsalltag integriert, was zu einem positiven Arbeitsklima beiträgt – und auch zu höherer Motivation und Zufriedenheit der Mitarbeiter. Ein klassisches Win-Win.
Die richtige Balance und ausreichend Flexibilität
Eine weitere Komponente von Arbejdsglæde ist die Möglichkeit zur persönlichen und beruflichen Weiterentwicklung. Wenn Mitarbeiter das Gefühl haben, dass sie in ihrem Job wachsen und sich weiterentwickeln können, erhöht dies ihr Engagement und ihre Zufriedenheit. Unternehmen, die Weiterbildungsmöglichkeiten und realistische Karrierechancen bieten, investieren nicht nur in die Zukunft ihrer Mitarbeiter, sondern auch in ihren eigenen Erfolg. Wenig verwunderlich: Arbejdsglæde geht meist mit einem erhöhten, Autonomie und Kontrollerleben fördernden Level an Verantwortung einher, ohne jedoch zu überfordern.
Arbejdsglæde, Gesundheit und Wirtschaft
Die physische und psychische Gesundheit der Mitarbeiter spielt natürlich eine wesentliche Rolle. Flexible(re) Arbeitszeiten, gegebenenfalls die Möglichkeit zum Homeoffice und allgemein eine gute Work-Life-Balance sind entscheidende Faktoren, die zur Arbejdsglæde beitragen. In Dänemark ist es üblich, dass Arbeitgeber die Bedürfnisse ihrer Mitarbeiter ernst nehmen und ihnen eine gewisse Flexibilität bieten, die sie benötigen, um Beruf und Privatleben in Einklang zu bringen. Hinzu kommt noch, dass die Dänen deutlich weniger so genannte Jahresarbeitsstunden (1346 Stunden durchschnittlich) leisten als Arbeitnehmer in vielen anderen Ländern (z. B. USA: 1767 Stunden, Russland: 1874 Stunden, Mexiko: 2124 Stunden; aber: Deutschland interessanterweise nur 1332 Stunden). Dies scheint der dänischen Wirtschaft offenbar nicht zu schaden. Dänemark landet in Sachen Bruttoinlandsprodukt pro Kopf im Jahr 2022 auf dem 9. Platz weltweit (kaufkraftbereinigt: 10.; USA: 7., Deutschland: 20., Russland: 63., Mexiko: 75.).
Arbejdsglæde ist mehr als nur ein Trend oder ein Schlagwort. Es ist gewissermaßen eine Arbeitsphilosophie, die tief in der dänischen Kultur verankert ist und die als Nebenprodukt aufzeigt, dass ein glücklicher Mitarbeiter in der Regel auch ein produktiver Mitarbeiter ist. Indem Unternehmen und Individuen gleichermaßen in ein positives Arbeitsumfeld investieren, schaffen sie nicht nur bessere Ergebnisse, sondern auch eine lebenswertere und erfüllendere Arbeitswelt.
Zum Weiterlesen: Arbejdsglæde, in: Megan C. Hayes: Atlas of Happiness. 50 Glücksgeheimnisse aus aller Welt, Knesebeck.
Und wie sieht es bei dir mit dem Glück bei der Arbeit und am Arbeitsplatz aus?
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Work Live Balance ist sehr, sehr wichtig. Aber das wichtigste ist, den Job muss du mögen, es muss dein Ding sein. Dann kann es ruhig zu mehr Arbeit, sprich Überstunden kommen. Mir ging es so. Kaputt und müde nach 12 Stunden Arbeit, aber zufrieden, und nicht gestresst. Glücklich die Arbeit fertig zu wissen.