Paar beim Cafuné bzw. zärtlichen Kopfkraulen

In unserer hektischen Welt, in der wir oft von Terminen, Aufgaben und technologischen Ablenkungen überwältigt werden, vergessen wir manchmal die einfachen Freuden des Lebens. Eine solche Freude ist das „Cafuné“, ein portugiesisches Wort, welches nicht 1:1 ins Deutsche übersetzt werden kann. Gemeint ist das zärtliche Streichen der Finger durch das Haar einer geliebten Person. Es ist ein Akt der Zuneigung, der mehr bedeutet, als Worte jemals ausdrücken könnten. Eine im wahrsten Sinne berührende Liebkosung.

Cafuné: Intimität und Nähe durch die Magie der Berührung

Das Cafuné ist eine Geste der Liebe, der Fürsorge und des Trostes. Es ist ein Moment der Intimität, in dem sich zwei Menschen näherkommen, ohne Worte zu verwenden. Die Finger gleiten sanft über oder durch das Haar, nehmen dessen Textur wahr, spüren die Wärme der Kopfhaut. Die Nähe des anderen. Eine Geste, die Liebe und Geborgenheit ausdrückt. Cafuné stellt eine Sprache ohne Worte dar, die universell verstanden wird, ganz unabhängig von kulturellen Unterschieden. Es ist auf der ganzen Welt beheimatet.

Cafuné bei einem Paar

Wenn wir Cafuné „praktizieren“ oder empfangen, erleben wir eine tiefe Verbindung zu unserem Gegenüber. Diese besondere Form des Streichelns oder Gestreicheltwerdens ist ein Akt des Sich-Öffnens und Vertrauens, bei dem wir die Kontrolle abgeben und uns fallenlassen, einfach nur spüren und genießen. Es ist, als ob wir uns für einen kurzen Augenblick in einem Raum befinden, in dem es nur uns beide gibt, und die Welt um uns herum verschwindet.

Das Berühren des Haars, das Kopfkraulen, hat etwas Magisches an sich. Es hat die Kraft, Spannungen abzubauen, Stress zu lindern und einen wohligen Momentfrieden zu schenken. Nicht umsonst gibt es inzwischen zahlreiche Youtubekanäle, die sich auf das Zeigen derartiger Gesten spezialisiert haben (oft allgemein als ASMR, Autonomous Sensory Meridian Response, bezeichnet).

Wenn wir das Haar eines geliebten Menschen berühren, dann fühlen wir uns oft nicht nur mit dieser Person verbunden, sondern auch mit der Natur oder etwas Größerem, das uns als Individuen übersteigt.

Eine spontane, zärtliche Liebkosung

Es gibt nicht so etwas wie eine bestimmte Technik oder Reihenfolge beim Cafuné. Vielmehr handelt es sich um eine spontane Handlung, die von Herzen kommt. Die Finger können sanft über oder durch das Haar streichen, es verwirbeln oder leicht ziehen. Alles ist erlaubt, solange es mit Liebe und Zärtlichkeit geschieht. In diesem Moment gibt es keine Regeln oder Erwartungen, nur das Gefühl der Nähe und Verbundenheit, nur den intimen Glücksmoment selbst.

Cafuné kann in verschiedenen Situationen praktiziert werden. Es kann ein morgendliches Ritual sein, um als Paar den Tag gemeinsam liebevoll zu beginnen, oder ein abendliches Ritual, um sich nach einem langen Tag zu entspannen. Und es kann in Momenten der Traurigkeit oder Angst Trost spenden oder einfach nur aus spontaner Freude heraus geschehen.

Es ist ein Geschenk, das jederzeit gegeben werden kann, und zwar nicht nur in Beziehungen, sondern auch in Freundschaften oder etwa zwischen Eltern und ihren Kindern. Ja, sogar Tiere können in den Genuss von Cafuné kommen, wie man hier unschwer sieht:

Die Schönheit des Cafuné liegt in seiner Einfachheit und beiläufigen Bedeutsamkeit. Alles, was es braucht, sind eine liebende Verbundenheit und ein offenes Herz. Und es erinnert uns ganz nebenbei daran, dass die kostbarsten Momente im Leben oft die sind, die wir am wenigsten planen.

In einer Zeit, in der wir von virtuellen Verbindungen und oberflächlichen Beziehungen überflutet werden, erinnert uns das Cafuné als Geste der Verbundenheit stellvertretend daran, wie wichtig es für unser Glück ist, echte und tiefe Verbindungen in Präsenz zu pflegen. Es erinnert uns daran, dass wir uns Zeit nehmen sollten, um uns gegenseitig zu berühren. Nicht nur physisch, sondern auch emotional.

Entfernt verwandt mit der Geste des Cafuné ist übrigens das magische, walisische Cwtch.

Wie erlebt ihr persönlich das Cafuné? Schreibt eure Erfahrungen gerne unten in die Kommentare.

Hund erhält Cafuné

Fotos: Pixabay

Von André Martens

André Martens ist studierter Philosoph und Psychologe mit mehrjähriger Erfahrung im Bereich der klinischen Psychologie. Er ist der Gründer des Blogs gluecksquellen.de. Seit vielen Jahren beschäftigt er sich privat und professionell mit dem Thema Glück.

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