Können Tiere, z. B. Kea-Bergpapageien, glücklich sein
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Können auch Tiere glücklich sein?! Oder ist Glück eine ausschließlich menschliche Erfahrung? Ein kurzer philosophischer Streifzug entlang der – durchlässigen – Grenze zwischen Mensch und Tier.

Die Frage, ob Tiere glücklich sein können, erscheint vielleicht ein wenig theoretisch. Die meisten Haustierbesitzer (und tieraffinen Menschen) werden wohl spontan antworten: Ja, aber sicher – ist doch offensichtlich! Alle anderen vielleicht so etwas wie: Wurscht. Was spielt das für eine Rolle …?

Ich persönlich finde die Frage interessant. Intuitiv hätte ich noch bis vor kurzem gesagt: natürlich nein. Es gibt sicherlich Tierarten, die so etwas wie zufrieden, freudig oder entspannt sein kennen.

Aber glücklich?!

Hier schlich sich bei mir vielleicht eine dominante westliche Denktradition mindestens seit der Antike ein, die bis vor kurzem – etwas aufgehebelt durch Darwin, Nietzsche, Freud und die Folgen – dem Menschen, zumeist wie selbstverständlich, eine Sonderstellung zugestand.

Man denke etwa an das Glückskonzept bei Aristoteles. Dieser geht davon aus, dass Glück die Betätigung einer dem Menschen spezifischen Eigenschaft/-art voraussetzt, nämlich der Vernunft, über die Tiere nicht verfügen.

Speziesismus: Die Sonderstellung des Menschen

In der Philosophie und angrenzenden Wissenschaften gibt es in diesem Zusammenhang seit dem späten 20. Jahrhundert den Begriff des Speziesismus (begrifflich auf Richard Ryder zurückgehend, aber wohl durch Peter Singers Gegenposition bekannt gemacht). Damit ist die Annahme gemeint, dass eine Art (insbesondere die menschliche) anderen Arten überlegen ist, was oft zu Ausbeutung von anderen Arten führt. Meist bedeutet es, Tiere aufgrund ihrer Artzugehörigkeit als minderwertig zu behandeln. Verwandte Begriffe sind Anthropozentrismus (der Mensch steht wie selbstverständlich im Mittelpunkt) oder auch Speziesegoismus.

Das wahre, echte Glück – was auch immer das sein soll – wurde beim Menschen verortet. Tiere hingegen können nicht glücklich sein. Nicht wirklich glücklich. Es gibt eine Mauer, eine Schlucht zwischen der Domäne des Menschlichen und Tierisch-Animalischen.

Können Tiere wirklich nicht glücklich sein?

Unter anderem die Auseinandersetzung mit Bedürfnistheorien und evolutionärer Psychologie hat mich diesbezüglich aber deutlich skeptischer gemacht, auch wenn ich einen kruden Anthropozentrismus schon immer absonderlich fand.

Mal angenommen: Glück entspringt tatsächlich der Erfüllung bestimmter Bedingungen (Erfüllungsglück), z. B. der Befriedigung von Grundbedürfnissen – ja, warum soll es dann wirklich einen solchen Spalt zwischen Mensch und (anderen) Tieren geben?

Die Bedingungserfüllung (z. B. Bedürfnisbefriedigung) dürfte bestimmte, komplexe neuronale Strukturen voraussetzen. Aber bedarf es dafür immer dieses – vermeintlichen – Luxusprozessors namens menschliches Gehirn? Können Delfine und Kea-Papageien, Hunde und Katzen, Pferde und Blauwale, und viele mehr, das nicht auch? Oder teilweise? Oder mehr? Oder anders? Können Tiere wirklich nicht glücklich sein?

Mir fallen ehrlich gesagt wenige Gegenargumente ein. Besonders wenn man die These mitgeht, dass sich ein und dasselbe Glück vielleicht auf verschiedene Weisen erleben lässt.

Vertiefend hierzu: Das englischsprachige Buch Animal Happiness von Vicki Hearne. Oder der Artikel Glück der Tiere von Françoise Wemelsfelder in dem Sammelband Glück. Ein interdisziplinäres Handbuch.

Tierische Inspiration für mehr Glück

Sicher: Man sollte vorsichtig sein mit – um noch so einen eigenwilligen Begriff zu verwenden – Anthropomorphismen, also der Zuschreibung menschlicher Eigenschaften, Gefühle oder Absichten an nichtmenschliche Wesen oder Objekte, wie Tiere, Pflanzen oder sogar unbelebte Dinge. Nur weil ein Tier so wirkt, als sei es glücklich, heißt das nicht, dass es das auch ist. Vielleicht projizieren wir da manchmal allerlei Eigenes, Menschliches ins Tier.

Trotzdem erscheinen mir einige Tiere oder besser gesagt einzelne tierische Verhaltensweisen als gelungene Inspirationen für mehr Glück – ganz unabhängig von der Spezies. Einfach weil hiermit scheinbar zentrale, evolutionär eingefleischte Bedürfnisse befriedigt werden.

Zum Abschluss deswegen noch ein paar Beispiele (jene, zu denen es bereits Artikel in diesem Blog gibt, habe ich verlinkt):

  • Die chillige Bananenstellung der Robben (Eine Robbe sein)
  • Weitere Anti-Burnout-Tiere mit hoher regenerativer Stresskompetenz sind wohl: Koalabären, Faultiere, u. v. m.
  • Stress abschütteln nach Hundeart (Shake it off: Warum Hunde sich schütteln), Schwanzwedeln, Spielen usw.
  • Chillen und Schnurren wie eine Katze
  • Löwen nach der Jagd
  • Verspielte Delfine
  • Kecke Kea-Papageien
  • Natürlich: Affen!
  • Pferde
  • Elefanten (Stichwort soziale Beziehungen)

Fallen dir noch weitere ein?

Übrigens: Falls du dir schon einmal die Frage gestellt hast, ob vielleicht sogar Künstliche Intelligenz glücklich sein kann, empfehle ich dir den Artikel Kann eine Künstliche Intelligenz (KI) glücklich sein?

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Foto: Pixabay & (c) Martens

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  • André Martens, Glücksquellen

    André Martens ist studierter Philosoph (M. A.) und Psychologe (M. Sc.) mit mehrjähriger Erfahrung im Bereich der klinischen Psychologie. Er ist der Gründer des Blogs gluecksquellen.de. Seit vielen Jahren beschäftigt er sich privat und professionell mit dem Thema Glück.

2 Gedanken zu „Können Tiere glücklich sein?“
  1. Ich weis nicht ob das Glück ist, wenn ein Kea verschmitzt zu uns rüber sieht und dabei den Scheibenwischer zerlegt. Glücklich ist er dabei nicht, aber ich glaube er mag unglückliche Menschen zu zu sehen, wenn sie ihren Wegjagetanz aufführen. Erlebt in Neuseeland.

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