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Es gibt zahlreiche Fachbücher zum Thema Glück und Wohlbefinden. In diesem Artikel stelle ich zehn deutschsprachige vor, die ich selbst besonders inspirierend finde. Sie richten sich ausdrücklich nicht nur an Fachleute, sondern alle am Thema Glück Interessierten, und sind gut lesbar. Ganz unten gibt es zudem noch vier Bonus-Tipps.

Fachbücher: Glück und Wohlbefinden

1. Sonja Lyubomirsky: Glücklich sein: Warum Sie es in der Hand haben, zufrieden zu leben

Disziplin: Psychologie

Obgleich in der englischsprachigen Originalausgabe noch keine 20 Jahre alt, stellt dieser Band bereits einen Klassiker der modernen Glücksforschung dar und ist auch für Laien bestens verständlich. Lyubomirsky fasst die Erkenntnisse der modernen psychologischen Glücksforschung verständlich zusammen und benennt konkrete, wissenschaftlich fundierte Wege zu mehr Glück, inklusive Selbsttest zum Entdecken der persönlichen optimalen Glücksstrategien. Ob Förderung von Optimismus, Dankbarkeit, Flow-Erleben, Spiritualität oder Coping: Die Leserin, der Leser, darf sich getrost inspirieren lassen.

2. Jens-Uwe Martens: Glück in Psychologie, Philosophie und im Alltag

Disziplinen: v. a. Psychologie und Philosophie

Mein Namensvetter, von dem ich zum Zeitpunkt der Gründung der Glücksquellen noch keine Kenntnis hatte, wagt mit diesem Buch einen sehr gelungenen Brückenschlag zwischen Psychologie und Philosophie. Dabei kommt die gut verständliche Darstellung theoretischer Hintergründe nicht zu kurz. Der Autor geht jedoch auch ausführlich auf konkrete Methoden zur Steigerung des persönlichen Glücks ein und illustriert all das mit einer Vielzahl teils persönlicher Geschichten und Anekdoten. Eine tolle Einführung sowohl in die Psychologie als auch Philosophie des Glücks mit „Praxisanteil“, ohne ein herkömmlicher Lebenshilferatgeber zu sein.

3. Anton Bucher: Psychologie des Glücks (2. Auflage)

Disziplin: v. a. Psychologie, aber auch z. B. Religionswissenschaft

Meiner Meinung nach handelt es sich bei diesem Band um die beste deutschsprachige Einführung in die psychologische Erforschung des Glücks. Das Literaturverzeichnis ist beeindruckend, ebenso die Vielfalt der behandelten Themen. Eingegangen wird auf: qualitative Annäherungen an das Glück, Glücksmessmethoden, biologische Faktoren, Persönlichkeitspsychologie und Glück, soziodemographische Variablen wie z. B. Alter, Umgebung und Einkommen (z. B. das Easterlin-Paradox), die Bedeutung von positiven zwischenmenschlichen Beziehungen, Religiosität und Spiritualität, Effekte des Glückserlebens (z. B.: Glück stärkt die Gesundheit), Strategien zur Steigerung des Glücks, Glück in Therapie und Beratung. Man merkt jeder Seite den enormen Rechercheaufwand an. Bravo!

4. Leo Bormans (Hrsg.): Glück. The World Book of Happiness

Disziplin: Psychologie

Dieser erstaunlich günstige Band stellt die Erkenntnisse von 100 verschiedenen Glücksforschern aus aller Welt vor. Besonders spannend ist der interkulturelle Ansatz, wenngleich einzelnen Beiträgen ein gewisser home bias anhaftet. Beeindruckend ist die Themenvielfalt, hilfreich das sehr leserfreundliche Layout mit Hervorhebungen und Zusammenfassungen der wichtigsten Punkte der einzelnen, jeweils kurzen, Artikel. Die Mehrheit der Beiträge befasst sich mit der herausragenden Bedeutung von positiven Nahbeziehungen für das menschliche Glück, aber auch Themen wie z. B. Bhutans so genanntes Bruttonationalglück, die Philosophie des Yin und Yang oder der Einfluss des Umfeldes auf das eigene Glück kommen nicht zu kurz.

5. Georg Schildhammer: Glück

Disziplinen: Psychologie, Philosophie, Sozialwissenschaften &c.

Allen, die sich zum ersten Mal mit dem Thema Glück auseinandersetzen und dabei keinen „Ratgeber“ wünschen, würde ich wohl als Einstieg dieses schmale Bändchen von kaum mehr als hundert Seiten empfehlen. Der Autor lädt ein zu einem Streifzug durch verschiedene Disziplinen, die sich mit dem Thema Glück auseinandersetzen: u. a. Philosophie, Religionswissenschaft, Sozialwissenschaften, Psychologie und Pharmakologie. Aber auch der Volksmund und Märchen werden behandelt. Wunderbar komprimiert und mit klug ausgewählten Schwerpunkten.

6. Annegret Braun: Glück? Klare Antworten aus erster Hand

Disziplinen: v. a. Psychologie und Kultur-/Sozialwissenschaften

Die Autorin gibt in jeweils wenigen Zeilen bis wenigen Seiten Antworten auf eine Vielzahl konkreter Fragen das Glück betreffend. Der dadurch kompakte Band besticht dennoch durch seine thematische Vielfalt. Beispiele für behandelte Fragen sind: Ist Glück Chemie? Was bedeutet Eudaimonia? Was ist der Unterschied zwischen Zufallsglück und Wohlfühlglück? Ist Glück messbar? Welche Länder sind am glücklichsten? Können Tiere glücklich sein? Ist der Sinn des Lebens, glücklich zu sein? Welchen Einfluss hat Glück auf die Wirtschaft? Usw. Die Tiefe/Komplexität vieler Fragen macht bereits deutlich, dass die von der Autorin gegebenen Antworten nur „erste Annäherungen“ sind, m. E. teils aus einer stark kultur-/sozialwissenschaftlichen Perspektive. Aber die Leserin, der Leser, wird stets zu einer eigenständigen Auseinandersetzung angeregt und erhält viele Einblicke in die Erkenntnisse der Glücksforschung.

7. Thomä und Kollegen (Hrsg.): Glück. Ein interdisziplinäres Handbuch

Disziplin: v. a. Philosophie, aber auch interdisziplinär

Dieser deutschsprachige Sammelband ist eine wahre Fundgrube für alle, die sich vor allem für die Philosophie des Glücks interessieren und kurze Übersichtsartikel zu bestimmten Themen oder Personen suchen. Das Themenspektrum ist beeindruckend vielfältig. So werden u. a. Glücksvorstellungen in verschiedenen Sprachen (inkl. arabisch und russisch) vorgestellt, Glücksvorstellungen seit der Antike (von Platon, über Augustinus, die Scholastik, Kant, bis Nietzsche und im 20. Jahrhundert). Aber auch Themen wie Glück im Märchen, in Romanen, in der zeitgenössischen Kunst, Lebenshilferatgebern, Religionen (u. a. Taoismus, Hinduismus, Judentum u. v. m.), Biotechnik, Psychopharmakologie und Pädagogik. Wahrlich beeindruckend! Etwas zu kurz kommen allerdings genuin psychologische Positionen und Forschung, weshalb mir der umfangreiche Band trotz aller Interdisziplinarität einen gewissen geisteswissenschaftlichen Bias (oder neutraler: Schwerpunkt) zu haben scheint. Dennoch: sehr empfehlenswert.

8. Mihaly Csikszentmihalyi: Flow. Das Geheimnis des Glücks

Disziplin: Psychologie

Ein absoluter Klassiker. Der ungarisch-stämmige Psychologe „mit dem unaussprechlichen Nachnamen“ erforschte Zeit seines (Berufs-)Lebens das Phänomen des Flow-Erlebens: ein völliges Aufgehen in einer Tätigkeit, die uns weder unter- noch überfordert. In diesem gut lesbaren Band fasst er zentrale Ergebnisse seiner Forschung zusammen und gibt Tipps, wie sich das Flow-Erleben steigern lässt. Obgleich Flow nicht mit Glück gleichgesetzt werden sollte, gibt es offenbar gewisse Überschneidungen. Eine sehr spannende Lektüre.

9. Michaela Masek: Antike Glücksethik

Disziplin: Philosophie

Wer sich für die Glückslehren antiker Philosophen interessiert, wird mit diesem Band seine wahre Freude haben. Die Autorin führt allgemein verständlich u. a. in die Glückslehren von Demokrit, der Sophisten, Sokrates, Platon, Aristoteles, der Kyniker, der Stoa (z. B. Epiktet), des Epikureismus und Skeptizismus ein. Nach der Lektüre wird verständlich, warum die Autorin im Vorwort schreibt: „Dazu soll gezeigt werden, dass sich das antike ,Lebenskunstmodell‘ bis in unsere Zeit behauptet und vieles von dem, was von Glücksexperten heute ,neu‘ entdeckt wird, in der Antike bereits gewusst wurde. So können all jene, die sich auf die Suche nach dem Glück machen, auf wundersame Weise bei den Griechen fündig werden, die in wenigen Jahrhunderten sämtliche moralphilosophisch relevanten Konzepte eines glücklichen und gelingenden Lebens entwarfen, die noch heute unser Denken bestimmen.“

10. Megan C. Hayes: Atlas of Happiness. 50 Glücksgeheimnisse aus aller Welt

Disziplinen: interdisziplinär

Die Autorin nimmt uns in diesem sehr ansprechend gestalteten Bändchen gewissermaßen mit auf eine Weltreise. Vorgestellt werden 50 glücksverwandte Begriffe und Konzepte aus aller Welt, offenbar u. a. inspiriert durch die bekannte The positive lexicography-Wörtersammlung von Tim Lormas. Dieser Band hat viele meiner Glücksimpulse inspiriert, so z. B. Keyif – die Kunst des gut gelaunten Nichtstuns und Ayurnamat – ein Umgang mit dem Schicksal. Den Ansatz, sich dem Phänomen des Glücks über die Beschäftigung mit über Generationen und teils Jahrhunderte hinweg „geformten“ Begriffen anzunähern, finde ich besonders spannend und inspirierend. Deshalb erscheint der Atlas of Happiness auch in meinen Top 10, obwohl er von allen Fachbüchern wahrscheinlich am wenigsten Fachbuch ist.

Weitere empfehlenswerte Glück-Fachbücher

Abschließend noch vier weitere Fachbücher rund ums Glück, die ich ebenfalls sehr gelungen finde:

  • Susan David & Ilona Boniwell (Hrsg.): Oxford Handbook of Happiness (Hierbei handelt es sich um einen sehr umfangreichen, englischsprachigen Sammelband, der aktuelle Befunde der wissenschaftlichen Erforschung des Glücks in sich vereint. Von allen hier vorgestellten Fachbüchern handelt es sich um das wissenschaftlichste; es richtet sich vor allem an Experten.)
  • Ludwig Marcuse: Philosophie des Glücks: Von Hiob bis Freud (Ein viel zu unbekanntes Kleinod des Philosophen Ludwig Marcuse (nicht zu verwechseln mit Herbert Marcuse) aus dem Jahr 1948. Wie der Titel schon sagt, werden wir zu einer Reise durch die Geschichte der menschlichen Auseinandersetzung mit dem Thema Glück eingeladen, von Hiob, über Seneca, bis Tolstoi und Freud. Super geschrieben, zum Nachdenken anregend.)
  • Eva Lermer: Positive Psychologie (Die Autorin gibt eine knappe und gelungene Einführung in die einflussreiche so genannte Positive Psychologie, die gegenwärtig die psychologische Glücksforschung dominiert.)
  • Russ Harris: Wer dem Glück hinterherrennt, läuft daran vorbei (In diesem „Auch-Ratgeber“, wie ich ihn nennen würde, stellt der Autor die so genannte Glücksfalle vor und entwirft vor dem theoretischen Hintergrund der Akzeptanz- und Commitmenttherapie Wege zu einem guten Leben, in dem das Glück ausnahmsweise mal keine zentrale Rolle spielt. Sehr inspirierend, nicht nur für Glücksskeptiker.)

Alle Empfehlungen spiegeln meine persönlichen Vorlieben wider. Ich erziele keine Einnahmen durch die jeweiligen Empfehlungen.

Für alle am Thema Interessierten:

Viel Freude beim weiteren Stöbern in meinem Blog!

Foto: A. Martens

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  • André Martens, Glücksquellen

    André Martens ist studierter Philosoph und Psychologe mit mehrjähriger Erfahrung im Bereich der klinischen Psychologie. Er ist der Gründer des Blogs gluecksquellen.de. Seit vielen Jahren beschäftigt er sich privat und professionell mit dem Thema Glück.

Ein Gedanke zu „10 Fachbücher zum Thema Glück“
  1. Diese Ansammlung von Fachbüchern ist sehr, sehr hilfreich. Die Glücksquellen lese ich regelmäßig, mit großem Interesse nach ihrem Erscheinen. Natürlich kann ich, je nach Bedarf einzelne Artikel auf meinem Leptop wieder aufrufen, aber eben nur hier. In der Bahn, im Ferienhaus ohne Netz geht es nicht. Mein Wunsch, aus den Glücksquellen ein Buch zu machen. Ist ja nur ein Vorschlag von einem begeisterten Leser, Glücksquellen Leser. Das Buch, immer greifbar, wäre doch wunderbar.

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