Die Börse und das Glück

Was kann man von der Börse und den Finanzwissenschaften über das Glück lernen? Ein Streifzug durch hilfreiche Begriffe und Metaphern. Der Glücksimpuls des Tages.

Beschäftigt man sich ein wenig mit dem Thema Börse und Geldanlage, so wird man schnell feststellen, dass es sich um äußerst komplexe Themen und ein oft undurchsichtiges Dickicht handelt. Fachbegriffe noch und nöcher, Prognosen und Thesen, die mal eintreten bzw. zutreffen, mal nicht, Empfehlungen, die häufig nur die empfehlende Person reich(er) machen.

Vor einiger Zeit habe ich mich trotzdem in das Dickicht der Geldanlage gewagt und bin dabei auf einige Begriffe gestoßen, die mir jetzt beim Nachdenken über das menschliche Glück und ein glückliches Leben immer wieder in den Sinn kommen, und die ich heute mit euch teilen möchte.

Metaphern und Begriffe (Börse & Glück)

Diversifikation: Vielleicht der Schlüssel zum Wohlstand. Gemeint ist, dass man, um eine Metapher zu bemühen, nicht nur auf ein Pferd setzen sollte, also eine Aktie, sondern das Risiko (von z. B. Kursverlusten, Pleiten usw.) streuen. Das kann man wohl auch auf das Glück übertragen: Wer sein eigenes Glück nur von einer einzigen Sache oder Person abhängig macht, trägt ein sehr großes Risiko.

Nicht alle Eier in einen Korb legen: Diese Metapher greift obigen Gedanken auf. Alle Eier in einem Korb = hohes Risiko. Besser ist eine (ausreichende) Diversifikation. Bei Aktien z. B. durch breite ETFs/Indexfonds, beim Glück durch den Aufbau und die Pflege mehrerer, verschiedener, nicht vollständig voneinander abhängiger Säulen (Glückssäulen). Wenn eine einstürzt, tragen die anderen das Dach. Natürlich ist auch ein solides Fundament wichtig.

Time in market beats timing the market: Aktien lange zu halten (buy-and-hold) ist meist gewinnbringender als zu versuchen, den optimalen Einstiegs- und Ausstiegszeitpunkt (ein Kurstief bzw. -hoch) zu erwischen. Dabei schwingt aber auch der Gedanke mit, dass ein dauerhaftes passives an der Seite stehen und zugucken (nicht investieren, also keine Risiken eingehen) unklug ist (zumindest in Inflationszeiten). Übertragen auf das Glück: Dabei sein (im Leben) und Dinge anfangen oder ausprobieren (auch wenn dies Mut erfordert und ein gewisses Risiko bergen mag) ist wichtig. Ein passives Warten auf das Glück dürfte in den seltensten Fällen von Erfolg gekrönt sein. Das, was es am Glück zu gestalten gibt, gilt es auch tatsächlich zu gestalten (einige Ideen und Anregungen gibt es in folgendem Artikel: Glücksaktivitäten für ein nachhaltiges Glück).

Rendite: Gemeint ist der Ertrag oder Gewinn einer Investition. Natürlich erwartet, wer im Leben Risiken eingeht und investiert (z. B. in Form von bildlichen Durststrecken), eine Art return, also, dass man etwas zurückbekommt. Vielleicht ist ja das Glück gewissermaßen die (bzw. eine) Rendite eines mutigen, gestalterischen Lebens, das die eigenen Grundbedürfnisse in den Fokus rückt (und auch diejenigen anderer, wie im Artikel Dein Glück: Mitfreude als Glückstugend beschrieben).

Dividende: Gemeint ist die Ausschüttung eines Unternehmens an seine Aktionäre. Hierbei handelt es sich gewissermaßen um einen Sonderfall der Rendite. Eine jährliche oder gar vierteljährliche Ausschüttung ließe sich mit dem regelmäßigen/durchgängigen Erleben von Glück vergleichen, das sich einstellt, wenn man eine effektive, quasi rentable Glücksstrategie gewählt hat.

Investment Grade: Anleihen (meist Wertpapiere mit festgelegter Zinszahlung) von Unternehmen oder Staaten mit einem guten Rating (Bewertung, niedrige Ausfallwahrscheinlichkeit) haben einen Investment Grade, sind also investitionswürdig. Auf das Glück übertragen kann das bedeuten: Sich auf relativ sichere, relativ wenig risikobehaftete Glücksquellen zu konzentrieren (+ diversifizieren, s. o.!), ist nachhaltiger. Spekulation und Risiko um jeden Preis wird nicht per se belohnt. So kann beispielsweise eine feste, stabile, gewissermaßen weitgehend berechenbare Beziehung auf einige abenteueraffine Menschen ziemlich langweilig wirken, dürfte als Bestandteil eines Glücksportfolios aber deutlich ausfallsicherer sein.

Stopp-loss: Auch wenn es (richtigerweise, wie ich selber erfahren musste …) heißt: Hin und her macht Taschen leer, kann ein aktiver Handel manchmal notwendig sein, z. B. um Verluste zu begrenzen (frei nach Warren Buffett: Regel Nr. 1: „Verliere kein Geld.“ Regel Nr. 2: „Vergiss niemals Regel Nr. 1.“). Auch im Bereich des Glücks kann das sinnvoll sein, etwa dann, wenn man an einer fixen Idee oder Strategie festhält, die schlicht und einfach nicht funktioniert. Dann ist ein Ende mit Schrecken besser als ein Schrecken ohne Ende. Hierzu zählt auch, unerreichbare Ziele ggf. aufzugeben.

Take-profit: Hiermit ist das Gegenteil zum Stopp-loss gemeint, nämlich eine Gewinnmitnahme, auch wenn der Gewinn in Zukunft vielleicht sogar noch weiter wachsen würde. Aber vielleicht ist genug ja manchmal einfach gut genug!

Rallye: Manchmal läuft es im Leben einfach, der Kurs zeigt lange Zeit nach oben, ohne nennenswerte Rücksetzer. Dann spricht man von einer Rallye. Im Bereich des Glücks würde man wohl eher von Flow-Erleben sprechen.

Die Flut hebt alle Boote: Gemeint ist, dass in allgemein guten Zeiten häufig auch schlechte / schlecht wirtschaftende Unternehmen mitgezogen werden und Kursgewinne verzeichnen. Erst bei Ebbe sieht man, wer keine Badehose anhat. Übertragen aufs Glück: Wenn’s allgemein gut läuft, mögen auch eher schlechte Glücksstrategien zu einem glücklichen Erleben beitragen. Bei Ebbe trennt sich dann aber die Spreu vom Weizen.

Zinseszinseffekt: Geduld wird bei der Geldanlage z. B. an der Börse belohnt. Hierbei kommt der Zinseszins ins Spiel. Ich bin der Überzeugung, dass sich dieser Finanzbegriff auch auf das Glück übertragen lässt: Wer sät, wird ernten. Es braucht halt manchmal ein wenig Geduld und Durchhaltevermögen.

Das waren einige ausgewählte Börsenmetaphern und -begriffe, und ein möglicher Bezug zum Thema Glück. Nun interessiert mich natürlich eure Meinung. Und fallen euch noch weitere Metaphern zum Börse-Glück-Thema ein? Teilt sie gerne unten in den Kommentaren.

Foto: Pixabay

Von André Martens

André Martens ist studierter Philosoph und Psychologe mit mehrjähriger Erfahrung im Bereich der klinischen Psychologie. Er ist der Gründer des Blogs gluecksquellen.de. Seit vielen Jahren beschäftigt er sich privat und professionell mit dem Thema Glück.

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert

WordPress Cookie Plugin von Real Cookie Banner