Cream Tea Gedeck als Beispiel für ein Bonvivant-Leben

Genuss ist nicht alles, aber ohne Genuss ist alles nichts? So würde es wahrscheinlich ein Bonvivant sehen. Alles über diesen sehr französischen „mode de vie“.

Was ist ein Bonvivant?

Ein Bonvivant, aus dem Französischen stammend, bezeichnet eine „gut lebende Person“, genauer: jemand, der/die ein ausschweifendes, auf Genuss ausgerichtetes Leben führt. Bonvivants sind Genussmenschen bzw. Lebemänner und -frauen. Manchmal wird sogar der Begriff Playboy, als jemand Wohlhabendes, der Vergnügungen nachgeht und es sich gut gehen lässt, synonym verwendet.

Mit Bonvivants wird dabei traditionell eine Affinität für gutes Essen und Trinken verbunden. Doch das „gute Leben“ beschränkt sich nicht notwendigerweise auf diesen Bereich. Auch eine Vorliebe für Mode, Inneneinrichtung und andere Freuden können zu einem so verstandenen bonne vie beitragen.

Bonvivant in Form von kulinarischem Genuss (Kuchen)

Kurz:

Bonvivants …

… widmen sich den „schönen Seiten des Lebens“

… rücken den Genuss in den Mittelpunkt des Lebens und streben danach

… sind besonders genussfähig

Kritik an den Bonvivants: Maßloser Hedonismus?

Trotz der Strahlkraft des Lebens der Bonvivants mangelt es sicherlich nicht an skeptischen Stimmen, die jenen vorwerfen, sich einer maßlosen Völlerei und Verschwendung hinzugeben. Diese Kritik ist alles andere als neu und wurde bereits in der Antike an die so genannten Epikureer gerichtet. Epikureer waren die Anhänger des griechischen Philosophen Epikur (ca. 341-270 v. Chr.), dessen Philosophie aufgrund der zentralen Stellung des Konzepts der Lust (grch. hedoné, auch: Vergnügen, Genuss, Begierde, Lebensfreude) häufig als Form des Hedonismus kategorisiert wird.

Auch wenn es – reichlich – Ausnahmen geben mag: Ich denke, dass ein/e Bonvivant zu sein gerade nicht bedeutet, die Ressourcen des Genusses zu verschwenden und zu verprassen, sondern ein rechtes Maß zu halten. Das bedeutet u. a., sich für die Freuden des Lebens nicht unnötig und riskant zu verschulden oder das eigene Vergnügen auf Kosten anderer auszuleben.

Ein Bonvivant nimmt nach meiner Aufassung stattdessen besonders das Grundbedürfnis nach Lustgewinn und Unlustvermeidung in den Blick, wird aber (hoffentlich) auch andere Bedürfnisse nicht vernachlässigen, da dies ihn/sie über kurz oder lang aus der inneren Balance bringen und vom Glück, das mehr ist als Lust/Genuss und positive Gefühle, wegführen würde. Wer ausschließlich nach Genuss, Lust und Freude strebt, wird es tendenziell schwer haben, langfristige Projekte wie etwa das Absolvieren einer Ausbildung oder eines Studiums erfolgreich abzuschließen, da diese immer auch „hedonische Trockenperioden“ beinhalten. (Vgl. hierzu auch das Konzept des fehlenden Belohnungsaufschubs.)

Ein Bonvivant-Leben bedeutet in diesem qualifizierten Sinne: Vergnügen mit (Augen-)Maß und Stil. Oft eingebunden in eine bestimmte Kultur mit je eigener Geschichte und „Sitten“.

Sind Bonvivants nun glücklicher als andere Menschen? Ich glaube, die Antwort hängt, wie oben ausgeführt, davon ab, ob sie auch in anderen Lebensbereichen gut für sich sorgen und ihre anderen grundlegenden Bedürfnisse (z. B. nach Gemeinschaft, Selbstbestimmung, Sinnerleben usw.) im Blick behalten.

Ein kleiner Fun Fact zum Schluss: Bisher (Ende 2023) gibt es weder in der englischsprachigen noch französischsprachigen Wikipedia einen Eintrag zum Begriff Bonvivant, dafür in der spanisch-, portugiesisch- und deutschsprachigen Wikipedia … Erstaunlich.

Bonvivant im Urlaub

Weitere Inspirationen für mehr Glück:

Wie sieht es bei euch aus? Seid ihr „Bonvivants“? Wie wichtig ist Genuss fürs menschliche Glück? Schreibt eure Haltung gerne unten in die Kommentare.

Fotos: André Martens

Von André Martens

André Martens ist studierter Philosoph und Psychologe mit mehrjähriger Erfahrung im Bereich der klinischen Psychologie. Er ist der Gründer des Blogs gluecksquellen.de. Seit vielen Jahren beschäftigt er sich privat und professionell mit dem Thema Glück.

Ein Gedanke zu “Bonvivant: Sind „Genussmenschen“ glücklicher? (Glücksimpuls Nr. 21)”
  1. Bonvivant. Ich wäre so gerne einer. Vielleicht ist mir das Glück ja hold.
    Kann man Bonvivant gendern, ich würde eine Bonvivantin, also meine Frau mitnehmen.

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